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  • Risiko Parodontitis erhöht sich durch Rauchen

Risiko Parodontitis: Warum du deine Zahngesundheit als Raucher besonders gefährdest…

Im heutigen Artikel geht es ums Rauchen, letztendlich um Parodontitis und…. es wird ein bisschen wissenschaftlich.

Für die einen sind Zigaretten Genussmittel, für die anderen sind sie Suchtmittel. Die Tatsache, dass Rauchen nicht unbedingt gesundheitsförderlich ist, ja sogar das Risiko für die Entwicklung bestimmter Krankheiten deutlich erhöht, ist nicht gerade etwas Neues. Dennoch ignorieren Raucher die Warnhinweise auf den Packungen geflissentlich.

Ich greife das Thema auf, weil es in der Zahnmedizin ein paar alarmierende Hinweise gibt. So las ich gerade diese Schlagzeile:

Rauchen verursacht 40 Millionen schwere Fälle von Parodontitis

Ergebnisse einer Studie, erschienen im Journal of Clinical Periodontology.*

Das ist nicht irgendeine Studie. Nein, da haben sich richtige Schwergewichte zusammengetan. Die Zahnmediziner vom Universitätsklinikum der Charité – Berlin kooperierten mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Vertreten durch Prof. Dörfer, gleichzeitig Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie. Und mit dem Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit (nutriCARD) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Wen es interessiert, nutriCARD verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und zielt schwerpunktmäßig auf die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Rund 40 Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen arbeiten unter anderem an der Erforschung der Mechanismen ernährungs- und altersbedingter Erkrankungen und der Entwicklung herzgesunder Lebensmittel.

Ein interdisziplinärer Blick über den Tellerrand?

Wenn man von 40 Millionen spricht, wird es sich um ein weltweites Ergebnis handeln und so ist es auch. Die Zahl der an Parodontitis Erkrankten weltweit, die auf Zigaretten zurückzuführen sind, stand im Fokus der Untersuchung. Für die Studie wurden mathematische Modelle verwendet, die die Daten aus einem umfangreichen Datenpool für insgesamt 186 Länder berechneten. Fazit:

Wer Parodontitis verhindern will, sollte nicht rauchen.

Parodontitis ist eine chronische Entzündung des Zahnbettes, verursacht durch Bakterien. Gemeinsam mit Karies gehört sie zu den Volkskrankheiten. Betroffen: jeder zweite Erwachsene!

Die Entzündung kann zu irreversiblen Schäden führen. Am Ende steht für die Betroffenen der Zahnverlust. Rauchen wurde als eine zentrale Krankheitsursache erkannt. Die weltweit rund 40 Millionen schweren Fälle von Parodontitis sind alarmierend, wenn man bedenkt, dass Parodontitis mit verschiedenen Allgemeinerkrankungen im Zusammenhang steht. Das heißt:

Nicht zu rauchen und weniger Parodontitis zu haben, ist doppelt sinnvoll, um auch Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.

In Deutschland sind rund zehn Prozent der Parodontitisfälle auf Zigaretten zurückzuführen.

Kommen wir zur nächsten Schlagzeile:

Rauchen beeinflusst den Erfolg einer Parodontalbehandlung

Es wird also noch dramatischer. Rauchen verursacht nicht nur Parodontitis. Nun wurde auch gezeigt, dass auch die Heilung nach nichtchirurgischen Parodontalbehandlungen in Abhängigkeit zum Rauchen steht.

Das belegt eine schwedische Studie**, durchgeführt am Zentrum für orale Rehabilitation in Falun.

Die Autoren werteten dazu die Kontrolldaten von mehr als 1.500 Patienten ein Jahr nach nicht-chirurgischer Parodontaltherapie aus den Jahren 1980 bis 2015 aus. Die Patienten waren in einer auf Parodontologie spezialisierten Klinik behandelt worden.

Danach schnitten Raucher in allen Werten, vor allem bei der Reduktion der Taschentiefe und der Plaque-Verteilung signifikant schlechter ab als Nichtraucher. Die Reduktion der Taschentiefe bei Nichtrauchern betrug 72 Prozent gegenüber 51% bei Rauchern. Und auch die Verringerung von Plaque war bei Nichtrauchern um 16 Prozent höher als bei Rauchern.

Alle guten Dinge sind drei. Also noch eine Schlagzeile:

Rauchen beeinflusst die Abwehrkräfte der Zahnpulpa negativ

Als Zahnpulpa wird das Weichgewebe im Zahninneren bezeichnet. Sie ist auch als Zahnmark bekannt und füllt die Pulpahöhle sowie die Wurzelkanäle aus. Die Pulpa setzt sich größtenteils aus gallertähnlichem Bindegewebe zusammen, das mit sensiblen Nervenfasern sowie Blut- und Lymphgefäßen ausgestattet ist. Umgangssprachlich verwendet man auch die Bezeichnung Zahnnerv anstelle von Zahnpulpa, was jedoch nicht ganz korrekt ist.

Wenn hier etwas entzündet ist, ist die Wurzelbehandlung nicht weit.

Wurzelkanalbehandlungen sind bei Rauchern häufiger notwendig

Das belegen frühere Studien. Ursache bisher unbekannt. Eine US-amerikanische Studie*** sorgt nun für Aufklärung. Forscher der School of Dental Medicine der Case Western Reserve University haben sich diesen vermeintlichen Zusammenhang näher angeschaut.

Die Studie umfasste 32 Raucher und 37 Nichtraucher, von denen die Zahnpulpa analysiert wurde.

Sie fanden heraus, dass Rauchen negativen Einfluss auf das Abwehrsystem der Zahnpulpa nimmt.

Der Spiegel eines antimikrobiellen Peptids war bei Rauchern deutlich reduziert. Solche Substanzen wirken quasi als körpereigenes Antibiotikum. Auch ein bestimmter Botenstoff des Immunsystems, welcher in lokale und systemische Entzündungen involviert ist, war deutlich reduziert. Das begünstigt im Endeffekt eine Entzündung im Bereich des Zahnnervs.

Die gute Nachricht:

Interessanterweise ist das Immunsystem der Zahnpulpa durchaus in der Lage, sich zu regenerieren. Das zeigten die Ergebnisse ehemaliger Raucher.

Präventionsmaßnahmen bei Parodontitis

Ich bin Spezialist für Endodontie. Ich liebe es, Zähne zu erhalten und mache gerne professionelle Wurzelbehandlungen mit Mikroskop. Doch davor kommt immer zuerst die Vorbeugung. Natürlich ist da an erster Stelle unsere SOLO-Prophylaxe zu nennen. Wer hier mitliest, der weiß, dass SOLO-Prophylaxe nicht nur eine professionelle Zahnreinigung ist. Vielmehr handelt es sich um ein wirksames Konzept zur Vorbeugung gegen Zahnkrankheiten, das ich in meiner Praxis sehr erfolgreich einsetze. In diesem Zusammenhang sprechen wir auch immer wieder mit Patienten über Rauchprävention.

Auch stehe ich voll hinter den Empfehlungen, die Erkenntnisse aus diesen Studien für Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen bei Parodontitis zu nutzen. Zudem halte ich es für sehr sinnvoll, dass Ärzte und Zahnärzte Rauchen verstärkt als gemeinsamen Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen bekämpfen.

Kommen Sie doch mal in einen meiner Vorträge. Termine finden Sie hier.

Quellen:

*Schwendicke F, Dörfer CE, Meier T. Global smoking-attributable burden of periodontal disease in 186 countries in the year 2015. J Clin Periodontol. 2017;00:1–13. https://doi.org/10.1111/jcpe.12823 

**A. Naji, K. Edman, A. Holmlund. Impact of smoking on non-surgical periodontal treatment one year after active treatment. Poster Session on Periodontal Therapy, EuroPerio9 Abstract PR433

***CarolineGhattas AyoubBDS, MSD∗AnitaAminoshariaeDDS, MS∗MohammedBakkarBDS, MSD∗SantoshGhoshPhD†TraceyBonfieldMD, PhD‡CatherineDemkoPhD§Thomas A.MontagneseDDS, MS¶Andre K.MickelDDS, MSD, Comparison of IL-1β, TNF-α, hBD-2, and hBD-3 Expression in the Dental Pulp of Smokers Versus Nonsmokers, Journal of Endodontics,  DOI:  10.1016/j.joen.2017.08.017 

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